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Arbeiten bis ans Lebensende - Pensionisten zurückholen?

  • Montag, 18. September 2023 @ 16:00
Erfahrungen eines „Junglehrers mit 76“
Ein Resümee unseres Kollegen Reinhard Sellner

Im März 2023 haben Kolleg:innen der Schule, an der ich 1971-2012 unterrichtet habe, gefragt, ob ich bis Schulschluss zwei Deutschklassen übernehmen könnte, eine befristete Krankenstandsvertretung, weil der Schule keine Vertretung zugewiesen werden konnte und eine schulinterne Vertretung durch noch mehr Überstunden nicht mehr geht. Ich habe zugesagt, wollte meinen Kolleg:innen helfen und den Kindern/Jugendlichen vier Monate Einzelsupplierungen und häufige Lehrerwechsel ersparen.

Symbolbild Fotocredit: Pexels - Max Fischer

Es war, denk´ ich heute, für uns alle eine gute und recht alltägliche Zeit. Wir haben gute und weniger gute Stunden gehabt, lebendige und unruhigere, wie früher, und ich habe gemerkt, dass nicht das Unterrichten anstrengender geworden ist, dass aber die Regeneration nach einem Schultag bei einem alten Menschen mehr Zeit braucht, mit der Folge, dass für gewohnte andere Aktivitäten die Kraft fehlt. Die von den Gewerkschaften erreichte und vom Gesetzgeber beschlossene Pensionsalter ist eine gute Sache, eine notwendige Grundlage fürs Erleben von Lebensqualität bis zum Tod. Pensionist:innen aktivieren ändert nichts an Bildungskrise, für die der Lehrer:innenmangel nur ein Symptom ist. Kinder, Eltern und Lehrer brauchen eine andere, bessere und menschenfreundlichere Schule und eine andere zukunftsoffenere und menschenfreundlichere Regierung.

Glück auf!

Reinhart Sellner, Lehrer 1971-2012, „Junglehrer mit 76“ von 15.3.-30.6.2023, 10 Jahre parteiunabhängiger ÖGB-Gewerkschafter in der GÖD und Gesamtschul-Aktivist. Liedermacher auch. Link zum Artikel in der Zeitung DerStandard