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Im Alter arbeiten oder in der Armutsfalle landen – das böse Spiel der Banken

  • Montag, 21. Februar 2022 @ 14:56
Seit einiger Zeit mehren sich bei vielen SeniorInnen der Altersgruppe 70+ Klagen über Bankinstitute, die Kreditkarten nicht mehr verlängern, genehmigte Einkaufsrahmen (den sogenannten Überziehungsrahmen) reduzieren und generell keine Kredite an SeniorInnen vergeben wollen, wenn kein verwertbares Vermögen oder BürgInnen vorhanden sind. Was nun, wenn größere Ausgaben im Haushalt oder für die eigene Gesundheit und Pflege aufzubringen sind? Eine Waschmaschine schlägt gerne mit 700 bis 1000 Euro zu Buche, altengerechte Wohneinrichtung mit noch wesentlich mehr. In großen Elektronikmärkten führten jüngste Rückfragen unserer KollegInnen nach Teilzahlungsmöglichkeit zu abschlägigen Auskünften. Was wenn keine Rücklagen vorhanden sind, weil das Einkommen so gering ist und die Bildung von Rücklagen gar nicht möglich ist? Und dann droht zusätzlich - angesichts einer nicht enden wollenden Teuerungswelle - immer mehr PensionistInnen das Schlittern in die Armutsfalle.

Freiwillig arbeiten …

Gleichzeitig tönt aus Wirtschaftskreisen der Ruf nach SeniorInnen, sie mögen doch ihr Wissen, ihre Erfahrungen und ihre Arbeitskraft den Betrieben über das Pensionsalter hinaus zur Verfügung stellen. Besonders in jenen Branchen, wo ein Mangel an Fachkräften herrscht. Auch in Regierungskreisen wird bereits die Meinung vertreten, Ältere könnten den Fachkräftemangel auffangen. So will die ÖVP-Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck Frauen und Ältere forcieren, um das Fachkräfteproblem zu lösen. Sogar Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec sieht hier eine Verschwendung von Wissen, Erfahrung und Potenzial – und auf lange Sicht einen großen Schaden für Arbeitsmarkt und Wirtschaft. So weit so gut, jeder Mensch soll die Freiheit haben, auch im fortgeschrittenen Alter freiwillig einer bezahlten Beschäftigung nachzugehen, solange es die Umstände ermöglichen.

…oder Zwang zur Lohnarbeit?

Irgendwie passt das aber nicht zusammen, ist ein Widerspruch. SeniorInnen als Gesuchte und Gewünschte in der Wirtschaft, aber unerwünscht bei den Geldinstituten. Haben die Banken Angst, SeniorInnen könnten sich bewusst nur deswegen hoch verschulden, weil sie genau wissen, wann sie ableben? Oder geht es gar darum, arbeitsfähige SeniorInnen wieder in die Lohnarbeit zu zwingen, als billige Arbeitskräfte zu miesen Konditionen, weil für sie sonst der Alltag kaum mehr zu stemmen ist? Und was ist mit jenen Älteren, die nicht mehr arbeiten wollen und können? Werden ältere Menschen ohne Rücklagen und Vermögen nun zu Parias unserer kapitalistischen Gesellschaft?

Es widerspricht dem Schutz vor Diskriminierung, es widerspricht sozialen und christlichen Werten und es widerspricht massiv den Menschenrechten. Wir müssen uns dagegenstellen und den Druck auf die Politik erhöhen, hier regulierend einzugreifen. Hunderttausende ältere Menschen dürfen nicht der menschenunwürdigen Logik der Kapitalmärkte preisgeben werden!