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Alle Jahre wieder…

  • Donnerstag, 17. Februar 2022 @ 12:01
ein Kommentar von Hilde Grammel, Mitglied im ZVPÖ Bundesvorstand

Eigentlich sind Frauen es müde, zum gefühlt hundertsten Mal am Equal Pay Day – heuer am 15.2. – ihre Ungleichbehandlung zu beklagen und einmal mehr ihre soziale Stellung als Menschen zweiter Klasse zu beschreiben. Zur Erklärung: Der Equal Pay Day gibt jenen Tag an, bis zu dem Frauen seit Jahresbeginn unbezahlt gearbeitet haben und wird auf Grundlage der Brutto-Median-Einkünfte von Frauen und Männern in Vollzeitbeschäftigung errechnet, wo zwischen den Geschlechtern eine Lücke von 12,7% klafft. Würde auch die Teilzeitarbeit miteingerechnet, fiele der Equal Pay Day gar erst auf den 10.5., da die Einkommensschere dann noch viel größer ist.


Was im Vergleich zum Jahr 2021 – damals war der Equal Pay Day am 21.2. – wie eine Verbesserung aussieht, ist in Wahrheit keine. Dass Frauen seit Jahresbeginn 2022 nicht mehr 51, sondern „nur“ 46 Tage gratis gearbeitet haben, ist nämlich der Tatsache geschuldet, dass bei Männern aufgrund Corona-bedingter Kurzarbeit Überstundenentgeltzahlungen weggefallen sind.

Es fehlt an politischem Willen

Frauen verlieren aber nicht nur bei den Einkommen, sondern auch bei den daraus abgeleiteten Einkünften: So ist ihr Arbeitslosengeld um 8%, sind ihre Pensionen um 38% geringer als jene der Männer.

So weit, so ungerecht. Dass das Geschlecht, mit dem ein Mensch geboren wird, soziale Chancen ungleich verteilt, ist ein Skandal, der dringend behoben werden muss. Und das ist nicht Aufgabe der einzelnen Frau, sondern der Gesellschaft insgesamt. Allein, es fehlt an politischem Willen. Ansetzen könnte man bspw. beim Arbeitsbegriff und der Bewertung von Frauen- und Männerarbeit. Oder, wie die AK vorschlägt, bei einer geförderten „Familienarbeit“ bis zum 4. Lebensjahr von Kindern, wobei sich die Eltern die Erziehungsaufgaben teilen können, weil jede_r von ihnen nur 28 Stunden pro Woche arbeitet. Oder bei der Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung für Pflegearbeit. Und nicht zuletzt auch bei der Anhebung der Mindestpension. All das muss erst zu einer politischen Priorität gemacht werden, denn von selber bewegt sich wenig bis nichts.

In den letzten zwanzig Jahren hat sich nämlich der Gender Pay Gap (der Einkommensunterschied zwischen den Geschlechtern) gerade mal um zwei Prozentpunkte verringert. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, werden noch unsere Ur-, Ur-, Ur-, … -Enkelinnen unter Armut und allem, was daraus folgt, leiden. Das ist das wirkliche Armutszeugnis!