Jedes Jahr wird landauf, landab auf den Equal Pension Day aufmerksam gemacht, den Pensionsunterschied zwischen Männern und Frauen. Dieser bezeichnet den Tag, an dem Männer schon so viel Pension erhalten haben wie Frauen bis Ende des Jahres erhalten werden. Wie zu erwarten, ist die Pensionslücke zwischen den Geschlechtern mit 39,7% gegenüber dem Vorjahr fast unverändert geblieben.
Auch die Ursachen sind die gleichen:
Frauen kümmern sich um Kinder und pflegebedürftige Angehörige, es gibt nicht ausreichend Kinderbetreuungsplätze mit Öffnungszeiten, die Frauen ermöglichen, einen Ganztagsjob auszuüben, es gibt zu wenige mütterfreundliche Arbeitsplätze, sodass die Mehrfachbelastung (Kinder versorgen, Männer bekochen, Wäsche für alle waschen etc. etc. plus daneben Vollzeitarbeiten) einfach zu groß ist. Denn auch Frauen haben nur beschränkte Energien zur Verfügung. Dazu kommen strukturschwache Regionen, in denen es kaum Arbeitsplätze für Männer gibt, geschweige denn für Frauen. Und Männer arbeiten in hundert Jahren auch noch nicht Teilzeit, was zur Folge hat, dass sie sich kaum in Hausarbeit und Betreuung des Nachwuchses einbringen, sprich: sich in der Care-Arbeit engagieren. Abgesehen davon, dass viele Familien sich nicht leisten können, auf das relativ hohe Männereinkommen zu verzichten. Denn Frauenarbeit bleibt unverändert schlechter bezahlt.
Viel Mühe für (fast) nichts
Von allen österreichischen Bundesländern ist die Situation in Wien noch am besten, da ist der Gender Pension Day heuer am 19.9. In Vorarlberg liegt der Tag hingegen schon am 13.7. Hinter diesen Daten verbergen sich dann höchst ungleiche Pensionshöhen: Die höchste Pension erhalten Frauen in Wien mit € 1.739 brutto durchschnittlich im Monat, die niedrigste bekommen Vorarlbergerinnen mit € 1.333 monatlich. Die gesamtösterreichische Frauendurchschnittspension beträgt € 1.527 brutto im Monat, die durchschnittliche Männerpension liegt bei € 2.535, was einen Unterschied von € 1.008 brutto ausmacht. Das ist der Gender Pension Gap in Zahlen gegossen.
Frauenbeauftragte und -büros im ganzen Land haben jährlich rund um den Gender Pension Day alle Hände voll zu tun. Mit verschiedenen Maßnahmen und Aktivitäten versuchen sie auf die unterschiedlichen Pensionshöhen zwischen Männern und Frauen aufmerksam zu machen. Heuer gibt es z.B. das Vollzeit-/Teilzeit-Lineal (siehe Abb.), das Teilzeit arbeitenden Frauen anschaulich vor Augen führt, welche Pension sie zu erwarten haben im Gegensatz zu Frauen, die Vollzeit arbeiten. Zudem gibt es Flyer, Postkarten, ein Video.
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Diese Art der Sensibilisierung ist schön und gut und notwendig, aber sie bleibt letztlich nur ein Bemühen um eine oberflächliche Korrektur der Pensionsungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern. Denn der Status quo ist unter kapitalistischen Verhältnissen ziemlich einzementiert. Den UnternehmerInnen kann es nämlich egal sein, wie sich ihre ArbeitnehmerInnen die Reproduktionsarbeit aufteilen und ob Frauen ein Einkommen haben, von dem sie leben können. Für sie ist wichtig, dass die Arbeit gemacht wird, für die sie (möglichst wenig) zu zahlen bereit sind. Die unsichtbare Frauenarbeit, die dem Funktionieren des ganzen Systems zugrunde liegt, erhöht zwar indirekt ihre Gewinne, sie leiten daraus aber nicht ab, dass sie auch den Frauen einen Lohn zahlen sollten. Im Gegenteil: Sie können sogar argumentieren, dass ein Mann heute nicht mehr so viel zu verdienen braucht, weil er – im Zeitalter der angeblich schon Realität gewordenen Frauenemanzipation – keine Familie mehr erhalten muss. Das heißt, die Frauenarbeit verschwindet fast zur Gänze im unternehmerischen Profit, zu dessen Steigerung sie indirekt beiträgt. Wollen Frauen auch bei den Pensionen mit den Männern gleichziehen, sollten sie erstens auf Kinder verzichten, zweitens sich eine Familie ersparen und drittens ohne Unterbrechungen einer Erwerbsarbeit nachgehen.
Täten dies viele Frauen, sähen die Statistiken zu Gender Pension Gap und Equal Pension Day gleich ganz anders aus.